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Monday, 12 April 2010

„Vätermonate“?

Ja, Eltern sollen frei entscheiden können über die Aufteilung der Elternzeitmonate. Und ja, das Ansinnen von Familienministerin Schröder, die „Partnermonate“ von zwei auf vier auszuweiten und somit die Elternzeit insgesamt auf bis zu 16 Monate zu verlängern, hören wir gern – zumal, wenn es die Väter sind, die sich in die Kinderbetreuung ernsthaft einbringen. Warum aber, so fragen wir uns davon abgesehen, wird in der Presse fast unisono die Vokabel „Vätermonate“ genutzt?
„Statt wie bisher 14 Monate sollen Eltern nach Schröders Plänen künftig zusammen insgesamt 16 Monate aus dem Berufsleben aussteigen können. Der Referentenentwurf sieht die Einführung zweier zusätzlicher Vätermonate vor“ schreibt die ZEIT am 1. April über Schröders Pläne. Die Süddeutsche Zeitung dazu am 2. April: „Bereits Anfang März hatte Schröder angekündigt, sie wolle die Zahl der so genannten Vätermonate von zwei auf vier Monate erhöhen und zudem ein Teilzeitelterngeld einführen“. Und die FAZ schreibt am 6. April: „Familienministerin Kristina Schröder verlangt zwei zusätzliche "Vätermonate" samt üppiger Teilzeitregelung – je Kind könnten Eltern dann bis zu vier Jahre Geld vom Staat erhalten“.
Im Gesetzestext zur Elternzeit- und Elterngeldregelung ist von „Elternteil“ die Rede, und von „Partnermonaten“. Auch wenn in der Realität tatsächlich zumeist Mütter 12 Monate Elternzeit beantragen, und Väter lediglich zwei, so lässt der Text selbst diese Entscheidung zumindest offen. Die Gründe für eine 12 zu 2-Entscheidung sind offensichtlich: Die Frau hat dieses Kind schließlich zur Welt gebracht, stillt es, und muss sich gesundheitlich einfach ein bisschen erholen. Zudem verdient sie zumeist weniger als der Vater – es ist also finanziell von Vorteil, wenn eher er ein stabiles Gehalt beibehält. Aber: Zwei Monate sind ehrenwert und schön – haben allerdings eher mit einem verlängerten Urlaub als mit einer „Babypause“ zu tun. Und dabei erinnern wir uns kurz an die Schmähung der sogenannten „Vätermonate“ als „Wickelvolontariat“ (zitiert aus Tagesspiegel, 21. Februar 10). In zwei Monaten verliert niemand den Anschluss an seine Firma, den Forschungsstand oder die Berufskontakte. In zwölf kann das schon passieren.
Wir fragen uns also: Warum benutzen offenbar alle großen Zeitungen egal welcher politischen Ausrichtung „Vätermonate“? Macht dies nicht von vornherein ein alternatives Denken (z.B. eine Aufteilung einer gleichen Anzahl von Elternteilmonaten gegebenenfalls sogar zu gleicher Zeit oder Väter länger als Mütter) unmöglich? Werden dadurch nicht traditionelle Geschlechterrollen eher verfestigt – und die Idee zu einer alternativen und individuellen Auslegung dieser Paragraphen eher unwahrscheinlich?
Zum Teil werden die „Vätermonate“ zwar in Anführungszeichen gesetzt, die Frage ist jedoch, warum diese heiklen zwei, vielleicht bald vier, Monate überhaupt so genannt werden und nicht vielmehr genau diese Geschlechterfrage in der Aufteilung der Monate mehr zum Thema gemacht wird. So geschehen in der TAZ (2. April): „Kämen die Neuerungen, die so schon im Koalitionsvertrag vereinbart waren, könnte dies also vieles verändern, auch in der Wirtschaft: Unternehmen wären damit konfrontiert, dass viele Väter nicht mehr nur zwei, sondern vier Monate abwesend sind. Ob man länger aussetzen kann, ohne Karriereoptionen einzubüßen, ist eine der ungeklärten Fragen der männlich dominierten Unternehmenskultur. Firmen müssten sich überdies damit abfinden, dass mehr Männer für ein gutes Jahr auf Teilzeit wechseln wollen, um sich mit der gleichfalls verkürzt arbeitenden Partnerin die Erziehungsaufgaben zu teilen. Die Erweiterung des Elterngeldes fördert eine neue Ökonomie in den Geschlechterrollen. Denn gerade in den kritischen Monaten nach der Geburt eines Kindes "traditionalisieren" sich bisher viele Paare, weil die Väter Überstunden kloppen und die Mütter im Job aussetzen.“ (Barbara Dribbusch).

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